top of page

Editorial Design braucht Substanz

  • Autorenbild: Guido Von Deschwanden
    Guido Von Deschwanden
  • 2. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit



(Abdruck des Interviews mit dem MAZ zum Thema Magazindesign. April 2025)





Wann wurde dir klar, dass Editorial Design (Graphic Design) deine Welt ist?

Die Faszination für Print scheint bei mir schon als kleiner Junge da gewesen zu sein. Meine Eltern haben mir mal erzählt, dass ich schon sehr früh das Zeitungslesen meines Vaters imitiert habe, indem ich eine Zeitung in den Händen hielt und meinen Kopf hin- und herbewegte – ganz so wie mein Papa es eben täglich machte. Scheinbar hat mich das Medium also schon früh fasziniert. Und mit Mitte zwanzig etwa war ich bei einem Kulturmagazin für die Gestaltung zuständig, obwohl ich noch gar keine Ausbildung darin hatte. Ab dann wars um mich geschehen und ich kam nie mehr davon los.


Wer hat dich inspiriert?

Eine Person ist sicher David Carson, auch wenn ich seine Arbeiten gestalterisch nicht immer wirklich gut fand. Seine Radikalität ging mir manchmal etwas zu weit. Seine Haltung aber, nicht alles als gegeben zu betrachten, nur weil man es immer schon so gemacht hat, war beeindruckend. Eine weitere Person war Wendelin Hess. Wir arbeiteten eine Zeitlang im gleichen Verlagshaus. Wie er Gestaltung reduzieren kann, bis beinahe nichts mehr da ist, hat mich sehr begeistert. Ich hätte gern gewusst, wie er seine Auftraggeber überzeugt hat, diesen Weg zu gehen. Er hat das immer und immer wieder geschafft. Wenn ich da an die «Du»-Ausgaben aus dem Jahr 2003 denke – schon richtig, richtig gut gemachte Ausgaben.


Wie hat sich dein Berufsalltag verändert in den letzten zehn, zwanzig Jahren?

Das Bewusstsein, dass ein gutes Magazin auch gutes «Futter» braucht, war früher eindeutig grösser. Es stand ausser Frage, dass man Shootings machen und Illustrationsaufträge vergeben muss, um ein tolles Magazin zu produzieren. Man leistete sich eher noch aufwendige Magazine – man empfand das als wichtig. Heute ist das nicht mehr ganz so, was sicher damit zu tun hat, dass es früher schlicht noch nicht so viele digitale Möglichkeiten gab. Social Media beispielsweise war noch in den Kinderschuhen. Vielleicht könnte man es so zusammenfassen: Früher gabs halt fast nur Magazine als Kundenkommunikationsmittel. Das ist heute definitiv anders


Welche Entwicklungen in deinem Bereich findest zu besonders spannend?

Was kommt – was bleibt – und was kann weg? Gewisse Trends verschwinden von alleine wieder, andere bleiben langfristig. Da ist oft ein Bauchgefühl, das nicht trügt, aber es gibt immer wieder Überraschungen. Online-Kundenmagazine beispielsweise waren mal DAS Thema. Heute beobachte ich, dass diese nur funktionieren, wenn ein grosser «Need» der Leser/innen zum Thema vorhanden und zum anderen der Nutzwert des Contents gross ist. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, auch Online-Storytelling zu betreiben, doch ist dieser Content meist eher seicht und reine Unterhaltung. Ein gedrucktes Kundenmagazin kann da mit einfachen Mitteln mehr erreichen. Ein weiteres Beispiel für verschwundene Trends wären die Tablet-Magazine. Ich kenne keine mehr.


Du bist ein erfahrener Art Director und wirst nun neu am MAZ unterrichten. Worauf freust du dich und was siehst du als grösste Herausforderung?

Vor allem hoffe ich auf engagierte Kursteilnehmer/innen und einen intensiven Austausch. Der Diskurs über praktische Dinge ist immer wieder inspirierend.


Welche Kurse wirst du am MAZ unterrichten?

Kundenmagazin – visuelle Inszenierung mit Strategie


Was möchtest du den Teilnehmer/innen der Kurse mitgeben?

Im Idealfall gehen sie nach den zwei Kurstagen nach Hause und können es kaum abwarten, die Inputs in die Tat umzusetzen.


Magazine verändern sich stark vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Was empfiehlst du unseren Lesern?

Do the right things and do things right. Wenn ein Magazin auch als Content-Hub für digitale Kanäle dient, sollte man sich genau überlegen, welche Story man wie auf welchen Kanälen weiterspielt. Alles auf allen Kanälen zu tun, ist nicht nur zu teuer, sondern auch falsch.


Nun zur letzten Frage. Natürlich möchten wir wissen, welches dein Lieblingsmagazin ist.

Haha – war klar, dass diese Frage kommt. Für mich aktuell das «Gruppetto»-Magazin, obwohl ich selbst kein Velofahrer und «Gümmeler» bin. Die eindeutige Zielgruppe, eine professionelle journalistische Arbeit und ein eigenes, supermodernes Design: Da passt sehr, sehr viel zusammen.



コメント


bottom of page